Never Enough
Seit 2011 nutze ich Instagram, das sind mittlerweile gute neun Jahre. In dieser Zeit habe ich die Entwicklung dieser App quasi miterlebt. Vom anfänglichen „jede*r lädt hoch, was er möchte“ zum „Instagram als Werbeplattform und Darstellung der eigenen Nicht-Realität“ war jede Facette dieser großen Bildergalerie ein Teil meines Alltags. Seit 2015 nutze ich Instagram vor allem, um meine Hobbies auszuleben. Vier Jahre lang hatte ich so eine Plattform und auch eine Community, die mit mir das Sammeln und Dekorieren von Planern und Kalendern geteilt hat. Seit einem Jahr teile ich nun meine Gedanken und Eindrücke von Büchern und bin auch hier wieder in einer riesengroßen Community gelandet. Aber immer wieder frage ich mich: Bin ich genug?
Der Instagram-Algorithmus
Ich erinnere mich noch an Zeiten, da wurden mir die Beiträge chronologisch angezeigt. Jeder Beitrag von Menschen, denen ich folgte, wurde mir angezeigt, egal, wie sehr ich mit diesem Account interagiert habe. Einerseits war das toll, weil ich nichts verpasst habe, andererseits wurden mir so Beiträge von mir besonders wichtigen Menschen erst später angezeigt, wenn sie schon vor ein paar Stunden etwas gepostet haben.
Heute hat der Instagram-Algorithmus alles im Griff. Die Beiträge von den Accounts, deren Bilder ich am meisten like und kommentiere und mit denen ich am meisten interagiere, werden mir zuerst angezeigt. Egal, wie lang es her ist, dass dieses Bild gepostet wurde. Klingt erstmal toll.
Allerdings passiert es so ganz schnell, dass einige Accounts, denen man folgt, in Vergessenheit geraten. Zwar bin ich jemand, der immer bis zum „Du hast alle Beiträge der letzten 2 Tage gesehen“-Hinweis scrollt, aber ich kann nicht davon ausgehen, dass jede*r so viel Zeit und Lust hat. Die Folge: Die Bilder des Accounts werden auch beim nächsten mal erst wieder ganz weit unten angezeigt.
Never Enough
Es ist ein ewiger Kreislauf. Liken Menschen mein Bild nicht, so sehen sie meine nächsten Beiträge vermutlich erst später und liken diese ebenfalls nicht. Da diese Personen meine Beiträge nicht liken, werden sie auch bei anderen, die mir folgen, nicht angezeigt, weil was einer nicht mochte, das ist bestimmt auch für andere nicht direkt wichtig. Und was für andere nicht direkt wichtig ist, wird erst später angezeigt und so weiter und so weiter.
Ich persönlich versuche, das mit regelmäßigem Posten zu festen Zeiten zu kompensieren. Breche ich jedoch einmal aus diesem System aus, weil irgendetwas für mich dazwischen kam oder ich schlicht und ergreifend nichts zu sagen habe, rutsche ich wieder ans untere Ende der Instagram-Kette. Und ob wir es wollen oder nicht: Likes beeinflussen uns. Ich stelle mir vor allem im Moment immer wieder die Frage, ob das gut ist, was ich da tue, ob das etwas ist, was die Leute überhaupt sehen und lesen wollen. Klar, ich mache das, weil es mir Spaß macht – aber ich mache es auch, weil ich mich mit anderen darüber austauschen möchte. Ich liebe Kommentare, weil ich mich dann mit anderen über ein gewisses Buch oder Thema wenigstens kurz unterhalten kann.
Community – Ein Geben und Nehmen
Zu einer Community gehören immer mindestens zwei. Jemand, der etwas teilt und jemand anderes, der darauf reagiert. Natürlich sollte man den Account immer so gestalten, wie man es selbst möchte und für richtig hält und natürlich sollte man es nur so lange machen, wie es einem Spaß bereitet, aber dennoch lebt die Community vom Austausch und genau das ist es, was mir persönlich am meisten Spaß bereitet.
Seit ein paar Wochen versuche ich, jedes Bild zu liken, welches ich sehe. Warum? Ich folge den Profilen ja, weil ich ihre Beiträge schön finde, warum das dann nicht also auch zeigen? Und oft versuche ich, mir die Unterschriften durchzulesen und so Kommentare zu schreiben. Denn was ich mir von meinen Follower*innen wünsche, das sollte ich selbst als Followerin eines anderes Profils wohl auch erfüllen.
Der Instagram-Druck ist groß, vor allem, wenn es Zeiten gibt, die weniger Interaktionen hervorbringen. Auch wenn ich nicht enttäuscht sein sollte, so bin ich es doch und frage mich oft, ob das, was ich da poste, genug ist, um beachtet zu werden. Und dann gibt es wieder andere Zeiten, in denen ich weiß, dass ich das alles für mich mache und der Austausch und die Rückmeldungen nur ein besonderer Bonus sind. Wichtig ist, sein Ding durchzuziehen, mit sich selbst im Reinen zu bleiben und die Achterbahnfahrt des Algorithmus zu genießen.