Rezension – Up All Night
Diese Woche habe ich mich durch das Buch Up All Night von April Dawson durchgelesen. Das Buch stammt aus dem Verlag LYX und umfasst 404 Seiten. Als ich es gekauft habe, hatte ich bisher noch absolut nichts darüber gehört und es war eigentlich ein klarer Fall von Cover-Opfer und auch der Klappentext ließ mich viel erwarten.
Zum Inhalt:
Als Taylor Jensen an ein und demselben Tag nicht nur ihren Job verliert, sondern auch ihr Auto vor ihrer Nase kurzgeschlossen wird und sie Zuhause ihren Freund beim Fremdgehen erwischt, ist ihr Leben ein einziger großer Scherbenhaufen. Da sie nicht länger mit ihrem Ex in einer Wohnung verbringen will, ist sie sowohl arbeits- als auch obdachlos, und weiß nicht wohin.
Doch plötzlich läuft sie ihrem alten besten Freund aus der Highschool in die Arme, welcher ihr ein Zimmer in seiner WG anbietet. Leider ist Daniel genau die Sorte Mann, welche Taylor attraktiv findet und welcher ihr früher oder später mit Sicherheit das Herz brechen wird. Als er ihr jedoch versichert, dass er auf Männer steht und absolut nichts von Frauen will, nimmt Taylor das Angebot an und zieht zu ihm und seinen beiden Mitbewohnerinnen in die WG.
Taylor genießt das neue Leben und Daniel und sie kommen sich immer näher. Sie tut alles daran, das Prickeln zu ignorieren, denn schließlich ist Daniel doch schwul und mehr als Freundschaft könnte das nie werden .. oder etwa doch?
Meine Einschätzung:
Der Klappentext hatte meine volle Aufmerksamkeit. Ich hab mich gefreut, auch mal andere Sexualitäten in einem Buch zu haben, als immer nur das klassische Hererosexuelle. Das Buch wird sowohl aus der Sicht von Taylor als auch aus Daniels Sicht im Präsens erzählt. Ich bin davon ausgegangen, dass Daniel wirklich schwul ist und das nicht nur einfach so sagt. Diese Illusion wird einem direkt im vierten Kapitel genommen, in welchem man Einblick in Daniels Gedanken bekommt, da dieses aus seiner Sicht geschrieben wurde. Es wird aufgelöst, dass er hetero ist und nicht auf Männer steht und das nur sagt, damit seine Jugendliebe bei ihm einzieht, weil er nicht zusehen kann, wie sie ohne Bleibe auf der Straße steht. Dass dies sehr freundlich und aufmerksam von ihm ist, gestehe ich ein, aber A) ist das Zimmer in seiner Wohnung ja eh frei, und warum nicht jemand nehmen, den man aus Jugendtagen kennt und B) Warum zur Hölle muss er mit seiner Sexualität lügen? Sie wäre dann vermutlich nicht bei ihm eingezogen, aber dennoch gestaltet sich eine solche Lüge dann früher oder später doch als problematisch.
Der Schreibstil selbst war auch nicht so mein Ding. Ich bin es gewohnt im epischen Präteritum zu lesen und fand das Präsens einfach nur verwirrend. Durch den Austausch mit Aurelia von buchexplosion.blogspot.com ist mir aufgefallen, dass es auch die Mischung aus dem Präsens als Erzählzeit und der manchmal verwirrenden Satzkonstruktion liegen könnte. Tatsächlich lese ich dafür zu wenige Bücher, die im Präsens geschrieben wurden, um das genau sagen zu können.
Wo wir aber gerade bei verwirrenden Satzkonstruktionen sind, kann ich dort direkt anschließen. Viele Sätze musste ich mehr als einmal lesen, um zu verstehen, was die eigentliche Aussage sein sollte. Teilweise fehlen Anführungszeichen, Absätze sind oft falsch gewählt innerhalb von Gesprächen, ich habe sehr häufig den Überblick verloren, WER überhaupt gerade spricht und in einem Kapitel, welches eigentlich aus Taylors Sicht geschrieben wurde, sind plötzlich ein paar Absätze – ohne Abtrennung von den anderen Absätzen – aus Daniels Sicht geschrieben, was sonst im Buch nie passiert. Vor jedem Kapitel steht Taylor oder Daniel, damit einem bewusst ist, aus wessen Sicht geschrieben wurde. Ich denke, dass die Autorin hier unaufmerksam war und den Teil unbedingt aus Daniels Sicht erzählen wollte. Jedoch musste ich diese Seite viermal lesen, um herauszufinden, wann der Erzähler wechselt. Schöner Lesefluss ist da anders. Klar, Fehler passieren, kleine Tippfehler passieren und werden übersehen, aber eine ganze Seite plötzlich ohne Vorwarnung in einer anderen Sicht sollte doch spätestens beim Lektorat auffallen.
Die gesamte Story und auch die Charaktere wirkten sehr flach. Die Story war von Seite eins an total vorhersehbar, die Charaktere waren in Taylors Fall entweder so durcheinander, dass man meinen könnte, sie leidet an einer multiplen Persönlichkeit und Daniel ist zwar ein lieber, netter Kerl, den man sich durchaus auch als Freund wünscht, aber er lässt sich unfassbar schnell unterbuttern und ist feige ohne Ende. Am Ende gibt es eine Situation, die Spannung aufbringen sollte, nämlich als Daniel Taylor dann doch erzählt, dass er niemals auf Männer gestanden hat, aber auch hier ist wieder eindeutig, wie die letzten 70 Seiten ausgehen werden und Taylors Reaktion ist vollkommen übertrieben. Es wirkt eher, als wäre hier noch nach irgendeiner Spannung gesucht worden, die aber so unglaubwürdig in der Reaktion ist, dass es das Buch in seiner Bewertung meinerseits nicht hochreißt.
Fazit:
Up All Night kann man mal machen, muss man aber nicht unbedingt. Es war ein nettes Buch für zwischendurch, aber es war halt eben auch nur „nett“. Erwartet hatte ich bei dem Klappentext tatsächlich wesentlich mehr. Schade eigentlich.